Kreisverfahren

Kreisverfahren

Neben dem Kreisverfahren der Familien-Gruppen-Konferenz gibt es noch andere Modelle, die wir Ihnen hier kurz vorstellen möchten.

 

Individuelle Zukunftsplanung

Bei diesem Kreis von Einzelperson und Unterstützerkreis steht ein Plan für die Zukunft im Mittelpunkt. Das kann ein Schüler/eine Schülerin sein, die sich in einem oder mehreren Fächern verbessern möchte und dafür mit seinen/ihren Unterstützern einen gemeinsamen Plan schmieden möchte wie das gelingen kann. Im Hinblick auf die Zeit nach der Schulzeit kann ein solcher Kreis zusammenkommen, um Ideen auszutauschen und einen Plan zu entwickeln, was zu dem jungen Menschen passt, welche Schritte folgen könnten (Ausland, Praktika, Aus- oder Weiterbildung,…).

 

Nachbarschaftskonferenz

Bei offenen Fragen und Konflikten in einer Hausgemeinschaft und der Nachbarschaft, bietet sich das Modell der Nachbarschaftskonferenz an. Themen können hier das gemeinsame Wohnen betreffen:

  • Was ist uns allen wichtig?
  • Entsorgung des Mülls (oder dessen Vermeidung)
  • Konflikte unter den Bewohnern
  • Lärm

Gibt es in einem Stadtteil drängende Fragen zwischen (Bevölkerungs-) Gruppen, die für Spannungen sorgen und nach einer Lösung rufen, bietet sich ebenfalls das Modell der Nachbarschaftskonferenz an. Hier können z.B. Bewohner, Geschäftsleute, Vertreter der Gemeinde, der Stadt oder der Polizei mit geflüchteten Menschen, Jugendgruppen und anderen Akteuren des Sozialraums zusammenkommen, um sich über die jeweiligen Bedürfnisse und die Ideen hin zu einer Verbesserung der Situation auszutauschen. Am Ende steht ebenfalls ein gemeinsam entwickelter Plan, dem alle zustimmen können.

Aussenstehende Gruppen können bei einer solchen Konferenz durch ihre Teilnahme aktiv in die Suche nach einer Lösung integriert werden.

In den Niederlanden fand eine Konferenz statt, die von einer Gruppe junger Skater anberaumt wurde (Urk, 2009). Die Konferenzfrage lautete „Wie können wir dazugehören?“ Am Ende entwickelten die Jugendlichen mit Anwohnern und Geschäftsleuten einen Plan, der erfolgreich umgesetzt wurde.

Rolle der KoordinatorInnen

Aufgrund der vielen Beteiligten werden hier zwei KoordinatorInnen in der Vorbereitung aktiv und suchen den Kontakt mit den Einzelpersonen. Während der Konferenz sind sie als ModeratorInnen tätig.

* Im Sommer 2016 wurde ein Film über eine Nachbarschaftskonferenz in den Niederlanden ins Deutsche übersetzt. Details unter dem Menüpunkt „Aktuelles“

 

Wiedergutmachungskonferenz

Bein grenzüberschreitenden Verhalten und Straftaten (von Minderjährigen), bei denen die Frage einer Wiedergutmachung im Raum steht, bietet sich das Modell der Wiedergutmachungskonferenz an. Der Prozess ist freiwillig.

Im Gegensatz zum Täter-Opfer-Ausgleich (TOA), bei dem lediglich der Tat Ausführende und der von der Tat Betroffene mit einem Mediator/Mediatorin zusammenkommen, um die Frage nach einer Widergutmachung zu besprechen, findet sich bei einer Wiedergutmachungskonferenz (Restorative Circle) ein viel größerer Kreis zusammen. So werden Betroffene der Tat sichtbar und hörbar, die bei anderen Ansätzen in einem grauen Nebel verschwinden.

Nach einer Tat, z.B. Gewaltanwendung in einer Schule, sind viele offene Fragen noch unbeantwortet:

  • Warum bin ich das Opfer geworden?
  • Wie kann ein Widersehen zwischen den Personen aussehen?
  • Können die Tat Ausführenden noch auf der Schule bleiben?

 

Alle, die sich von der Tat und ihren Auswirkungen betroffen fühlen, können an einer solche Konferenz teilnehmen. In diesem Fall könnten dies folgende Personen sein:

Gruppe des von der Tat Betroffenen

  • Der von der Tat direkt Betroffene
  • Seine Eltern
  • Großeltern
  • Freund/Freundin des von der Tat Betroffenen
  • Freunde
  • Patenonkel/-tante
  • Fußballtrainer

Gruppe des Tat Ausführenden

  • Der Tat Ausführende
  • Seine Eltern
  • Großeltern
  • Freund/Freundin des Tat Ausführenden
  • Freunde
  • Andere Unterstützer

Gruppe Dritter

  • Zeugen
  • Schulleiter
  • Schulsozialarbeiter
  • Hausmeister
  • Vertrauenslehrer
  • Polizei

Zwei Koordinatoren bereiten die Konferenz vor und sind während der Konferenz als Moderatoren tätig. Die Konferenz und der Prozess des Austausches, des gegenseitigen Zuhörens und der Suche nach einer Lösung wird anhand eines festgelegten Fragenkatalogs beschritten, der für alle gleich ist.

Sehen Sie den spannenden Dokumentarfilm „Burning Bridges“ über eine Wiedergutmachungskonferenz einer Kleinstadt- Community in den USA: https://www.youtube.com/watch?v=tBMIEManHoA